Im Starkholzbacher See soll man schon diesen Sommer wieder baden können. Der Gemeinderat hat beschlossen, für rund 150000 Euro einen Schwimmbereich auszubaggern und den Wasserspiegel zu erhöhen.
Es waren wohl derDruck der Öffentlichkeit, die Anfragen der Fraktionen und ein Lösungsvorschlag des Kreis-Umweltdezernenten Werner Iländer, die Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim dazu bewogen haben, überraschend einen Rettungsplan für den beliebten Badesee zu präsentieren. Selbst vor der Sitzung des Gemeinderats vorgestern ließ Hans Hafner eine Spendenbüchse kreisen, um Geld für den See zu sammeln. Viele der 30 Zuschauer waren eigens gekommen, um zu erfahren, was aus dem Weiher wird. Die Verwaltung wollte bislang die Sanierung des durch ein Fischsterben in die Schlagzeilen geratenen Sees verschieben, um nach dem Einbruch der Gewerbesteuer Geld zu sparen. Jetzt soll nur ein Schwimmbereich vom Schlamm befreit werden – nicht wie bisher angedacht der ganze Seegrund. Ein Becken soll eingerichtet, in dem sich Schmutz aus dem einfließenden Wasser absetzt und eine Schilfzone geschaffen werden. Dazu muss ein ein Hektar großes Grundstück gekauft werden. Zudem werde der Wasserspiegel um 40 Zentimeter angehoben. Falls alles klappt, soll man im Sommer baden können. „Eine elegante Lösung, ohne Steuermittel zu verwenden“, nennt es Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. Wo kommt das Geld nun her? Wenn das neue interkommunale Gewerbegebiet zwischen Rosengarten, Michelfeld und Hall gebaut wird, bedarf es einer ökologischen Ausgleichsfläche. Da Landschaft zugebaut wird, muss an anderer Stelle Raum für die Natur geschaffen werden. Die städtische Gesellschaft HGE würde die Seetherapie vorfinanzieren und könnte – wenn alles läuft wie geplant – bei der Vergabe von Grundstücken an Firmen diese und andere Ausgaben wieder reinholen. Das bestätigt HGE-Geschäftsführer Eberhard Neumann auf Nachfrage. 150000 bis 180000 Euro kostet die Seesanierung nun.AmEnde entstehe kein lupenreines EU-rechtliches Badegewässer, sondern ein Weiher, so wie er in den 30 Jahren davor schon bestand – das verspricht Pelgrim. Nach hitziger Diskussion stimmten alle Stadträte dem Vorschlag der Verwaltung zu, der – erst in den letzten Tagen ausgearbeitet – mündlich vorgetragen wurde. Die Zuhörer im Gemeinderat klatschten Applaus. Zuvor wurde der Antrag der Grünen, die geplanten 350000 Euro Investitionen weiterhin beizubehalten, abgelehnt. Alle Grünen-Räte sowie Claus Unser und Armin Stutz (beide CDU) votierten für diese große Lösung. Das Thema „Starki“ besetzen alle Fraktionen mit der gleichen Leidenschaft: Es sei ihr Antrag gewesen, der die Verwaltung zum Umdenken bewogen habe, betonte CDU-Fraktionsvorsitzende Uta Rabe. „Wir hüten den See wie unseren Augapfel. Wir haben beschlossen, dass jedes Fraktionsmitglied 100 Euro für die Sanierung spenden wird“, kündigte Helmut Kaiser von der SPD an. Auch Hartmut Baumann stellt in Aussicht, dass seine FWV-Fraktion insgesamt 1000 Euro geben wird. „Der See gehört zu Hall“, sagte er. Pelgrim erhielt auf der einen Seite viel Lob für seinen Coup. „Wir sind froh, dass es die Lösung deus ex machina gibt“, lobte Thomas Preisendanz, FDP-Fraktionsvorsitzender. Wäre aber nicht wie in der antiken Tragödie eine Lösung im letzten Moment gekommen, hätte seine Fraktion auf eine Streichung der Ausgaben bestanden. In der aktuellen Haushaltssituation sei eine Seesanierung zwar wünschenswert, aber nicht notwendig. Kritik hagelte es von den Grünen. „Die schnell präsentierte Lösung sollte man schnell auch mal hinterfragen“, kündigte Joachim Härtig an. Kann die Herstellung des alten Zustands des Sees als Ausgleich für den Eingriff in die Natur beim neuen Gewerbegebiet gelten? Auch Claus Unser (CDU) bemängelte, dass nur ein Teil des Schlamms entfernt werde. Unser: „Ich mache jede Wette, dass der Schlamm nach zwei Monaten wieder im Schwimmbereich ist.“ Er glaubt auch nicht, dass der See vom Gesundheitsamt fürs Baden freigegeben wird. Zudem könnten die Dämme eine Erhöhung des Seespiegels nicht ohne weiteres aushalten. Der Oberbürgermeister widersprach und gab zu bedenken: Eine Sanierung, bei der aller Schlamm ausgebaggert werde, koste eine dreiviertel Millionen Euro. Geld, das die Stadt derzeit nicht habe.
Tobias Würth
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 06.02.2009