Landratsamt spricht Verbot aus - Ursache: vielleicht Bakterien oder Gift?
Schwäbisch Hall. Ein gespenstischer Anblick bietet sich am gestrigen Freitag den Spaziergängern am Starkholzbacher See: Hunderte toter Fische treiben an der Uferseite bei Starkholzbach im Wasser. Sie verbreiten einen bestialischen Gestank. Mitarbeiter des städtischen Werkhofs bahnen sich an mehreren Stellen einen Weg durchs dichte Gestrüpp und fischen die Kadaver mit großen Keschern aus dem Wasser. Die Ladefläche eines Anhängers ist schon bald mit toten Fischen gefüllt. Es sind kleine, aber auch stattliche Exemplare dabei, allesamt übersät mit roten Flecken, die wie Verätzungen aussehen.
Neben dem Lastwagen steht Hermann Pfitzer, Vorsitzender des Haller Fischzuchtvereins, und kann nicht recht glauben, was er da sieht. Der Großteil der Fische im See, die vom Verein als Pächter gepflegt werden, ist tot. Über die Ursache kann er nur rätseln: Ich bin Hobbyfischer, kein Fachmann, sagt er. Aber es scheint irgendein Giftstoff in den See gelangt zu sein. Dabei könnte es sich beispielsweise um den Stoff handeln, der an den angrenzenden Bäumen gegen Borkenkäfer eingesetzt wird und nun durch den anhaltenden Regen in den See gespült wurde.Ich hoffe, dass wenigstens ein paar Fische das überlebt haben, sagt Pfitzer. Den finanziellen Schaden könne er noch nicht beziffern. Er sei aber schon jetzt nicht gerade gering.
Das Landratsamt weiß schon seit Montag von dem Fischsterben. Eine Gewebeprobe von Schwan Hansi (siehe nebenstehender Kasten), von toten Fischen sowie eine Wasserprobe wurden an Labore geschickt, teilt das Gesundheitsamt mit. Das Amt hatte daraufhin ab Dienstag ein Badeverbot erlassen, aber erst am Freitag die Öffentlichkeit informiert. Da wegen des Wetters nicht so viele Leute baden, haben wir es erst nicht publik gemacht, begründet Gesundheitsamts-Leiterin Dr. Renate Lorenz-Lauermann. Die Amtsleiterin hatte gehofft: Bis zum Wochenende hätte sich alles klären können. Die endgültigen Ergebnisse aus dem Labor werden aber erst für nächste Woche erwartet. Bis dahin kann nur über die Gründe des massenhaften Fischsterbens spekuliert werden. Nach einer ersten Wasserprobe schließt das Amt Gülle als
Ursache aus. Man kann mutmaßen, dass irgendjemand Gift eingeleitet hat, meint der Gewässerwart des Fischereizuchtvereins Manfred Böhm. Sicher ist für ihn: Normalerweise gehört der See ausgebaggert. Seit 36 Jahren sammele sich Schlamm auf dem Grund. Ist der wirklich ungiftig?, fragen sich Verantwortliche des Fischzuchtvereins. Im 15. Jahrhundert wurde der See von Mönchen angelegt. Über die Jahrhunderte verlandete er. Erst Anfang der 70er-Jahre wurde er wieder aufgestaut und seitdem - nach Angaben von Böhm - weder abgelassen noch gereinigt.
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 07.07.2007