„Nicht nur schreien, sondern etwas tun“, will Hans Hafner (81). Er sammelt Geld für die Therapie des Starkholzbacher Sees. Denn auf Vorschlag der Verwaltung sollen 350000 Euro für die Sanierung gestrichen werden.
„Ein See ohne Wasser ist eben nicht so attraktiv wie einer mit“, bringt Susanne Butz dieDiskussion umHalls einziges natürliches Badegewässer auf den Punkt. Sie betreibt das Restaurant „Gipsmühle“ am Starkholzbacher See. Zwar konnte sie eine Pachtminderung mit dem Vermieter – der Stadt Hall – aushandeln. „Die wiegt aber längst nicht den Umsatzeinbruch auf“, sagt sie. Während früher scharenweise Gäste nach dem Baden oder Schlittschuhlaufen einkehrten, bleiben nun Kunden aus. Denn im Starkholzbacher See verendeten im Juli 2007 massenhaft Fische. ImHerbst 2008 wurde er abgelassen. Zwischenzeitlich wurden 50000 Euro für 2008 und 350 000 Euro fürs Jahr 2009 in den Doppelhaushalt für die Untersuchung und Sanierung des Sees eingeplant. Die 350000-Euro-Investition soll nun verschoben werden, schlägt die Stadtverwaltung vor. Der Einbruch an Gewerbesteuern erfordere auch kurzfristiges Sparen (wir berichteten). Während die Fraktionen sich derzeit eine Meinung über die Kürzungen bilden – am 4. Februar wird darüber im Gemeinderat entschieden – setzen sich einige Bürger öffentlich für den See ein. „Ich versuche Geld dafür zu bekommen, um entweder die Sanierung des Sees komplett oder zumindest einen Teil davon zu finanzieren“, sagt Hans Hafner.DerHaller hat im Café Striffler Am Spitalbach und in der Gipsmühle Listen ausgelegt. Rund 20 Haller haben unterschrieben. Von zehn bis 1000 Euro wollen sie spenden. „Ich kann nicht von Haus zu Haus gehen, dafür bin ich mit meinen 81 Jahren zu alt“, sagt Hafner. Zwei Wochen lang liegen die Listen schon aus, inweiteren zweiWochen möchte er Kassensturz machen. „Wir haben 36000 Einwohner. Wenn jeder zehnte zehn Euro gibt, wäre das schon was“, rechnet er vor. Auch der Fischereizuchtverein hofft auf eine Sanierung des Gewässers. „Wir haben nur zwei Seen, den Breiteichsee und den Starkholzbacher See“, sagt Manfred Böhm, Gewässerwart des Vereins.Manche Angelfreunde würden nicht so gerne an Flüsse gehen, da dort eine ganz andere Technik notwendig sei. Für die 200 aktiven Angler gebe es zwar genug Fische, die Gewässerflächen hingegen würden langsam knapp. Wie stark vielen Hallern der See ans Herz gewachsen ist, erkennt man an den Leserbriefen. Mehr als 20 sind seit dem Fischsterben erschienen. Ammorgigen Samstag folgen weitere. Mitte Januar hatte sich die Stadtverwaltung um eine günstige Sanierungsmethode bemüht. In einem Art Test sollte eine Schneise in den Schlamm gebaggert werden – vom Badesteg bis zum Ufer beim Ort Starkholzbach. „Es war eine Sofortmaßnahme um zu sehen: Bekommen wir das mit den vorhandenen Mitteln hin“, erläutert Thomas Gerstenberg, Pressesprecher der Stadt. Allerdings drohten die schweren Bagger im Schlamm zu versinken, der Versuch eine „Schwimmschneise“ herzustellen wurde abgebrochen. Die Gemeinderäte werden daher doch nicht um die Entscheidung herum kommen: Teure Sanierung ja oder nein? Und: Falls nicht beim Starkholzbacher See
Tobias Würth
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 30.01.2009