Ortschaftsrat präferiert Generalsanierung - Experte: Besser noch in diesem Jahr ausbaggern
Still liegt der Starkholzbacher See derzeit unter herbstlichem Nebel. Überraschend klar ist das Wasser. Doch ob das 1973 aufgestaute Gewässer auch künftig als Naherholungsgebiet für Hall und seine Umgebung geeignet sein wird, ist fraglich. Der Bibersfelder Ortschaftsrat hat sich nun für eine Komplettsanierung ausgesprochen. Ein Votum des Haller Gemeinderates steht noch aus.
Dass der See westlich von Bibersfeld zusehends verschlammt und von der Wasseroberfläche übel riechende Dämpfe aufsteigen, konnten die Schwimmer, Angler und Surfer schon länger beobachten. Spätestens mit dem Fischsterben im Juli 2007 (wir berichteten mehrfach) ist der Handlungsbedarf am Starkholzbacher See akut geworden. Ob und in welchem Umfang der See saniert werden soll, steht allerdings noch nicht fest. "Das ist eine politische Frage", sagt Erster Bürgermeister Bernd Stadel. Das heißt: Der Gemeinderat muss entscheiden, ob der See sich selbst überlassen (die Minimallösung) oder aber abgelassen und ausgebaggert werden soll (die Maximallösung). Auch andere Handlungsmöglichkeiten (Entschlammung ohne das Wasser abzulassen, bessere Belüftung und Umwälzung, Schlammmineralisierung durch Biokatalysatoren) sind denkbar.
Die Bibersfelder Ortschaftsräte sind nun mit einem eindeutigen (und einstimmigen) Beschluss in Vorlage gegangen: "Nach 35 Jahren sollte der Starkholzbacher See richtig saniert werden, um ihn als Badesee und Naherholungsgebiet nachhaltig zu erhalten". Das sei wiederum nur möglich, wenn man den See ablässt, austrocknen lässt und den Schlamm ausbaggert. Rund drei Jahre lang könnte man in Starkholzbach dann nicht mehr schwimmen. Kalkuliert wird mit Kosten von über 400000 Euro. Die im Doppelhaushalt für 2008 und 2009 eingeplanten Mittel (insgesamt 100000 Euro) reichen dafür aber bei weitem nicht aus. Als Vorentscheidung möchte Bernd Stadel das aber nicht verstanden wissen. "Dabei handelt es sich eher um einen Merkposten", sagt der Erste Bürgermeister, "ich erwarte, dass dieses Thema von den Fraktionen intensiv diskutiert werden wird". Eins kann sich Stadel allerdings nicht vorstellen: Dass überhaupt keine Entscheidung fällt - "der Zeitpunkt ist gekommen, wo etwas getan werden muss". Frühestens im ersten Quartal 2008, schätzt Stadel, werde man mit der Sanierung beginnen können - falls der Gemeinderat eine entsprechende Entscheidung trifft.
Matthias Wolf wäre es lieber, es würde sofort gehandelt. Der Haller Biologe setzt sich seit mehreren Jahren gemeinsam mit anderen Menschen in einer Aktionsgruppe für den See ein. "Es sollte einmal richtiger Frost über den Schlamm, damit er sich mineralisiert und dann zusammensackt", sagt Wolf. Falls man sich für die Variante Ausbaggern entscheiden würde, sei es also besser, sofort loszulegen. Das Argument, man könne im nächsten Sommer dann nicht mehr im Starkholzbacher See baden, lässt Wolf nicht gelten: "Das kann man sowieso nicht", sagt der Gewässerexperte, "es hatte schließlich schon seinen Grund, dass das Gesundheitsamt ein Badeverbot erteilt hat - die Infektionsgefahr besteht ja weiter".
Holger Ströbel
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 03.11.2007