Geht es günstiger? Klappt es bis zum Sommer? Nach dem überraschenden Beschluss, den Starkholzbacher See zu sanieren, sind etliche Fragen offen.
Der Starkholzbacher See soll für 150 000 bis 180 000 Euro saniertwerden. Das hat der Gemeinderat beschlossen. Allerdings soll nur ein Teil des Schlamms ausgebaggert werden. Dieser wird neben einfließenden Stoffen von Experten für die schlechteWasserqualität verantwortlich gemacht. Im Juli 2007 verendeten tonnenweise Fische, möglicherweise wegen des Bakteriums „Aeromonas sobria“.
Geht es günstiger und besser? OberbürgermeisterHermann-Josef Pelgrim beziffert den Preis für eine große Lösung, bei der der ganze See ausgebaggert wird, auf eine Dreiviertel Million Euro. Stadtbaumeister Eberhard Neumann rechnet vor: 450000 Euro fürs Ausbaggern und Abtransport. Ausgebracht werde der Schlamm auf Felder. 100 000 Euro für den Flachwasserbereich, 40 000 Euro für einen neuen Bachlauf, 30000 Euro für das Kalken des Sees. Grunderwerb und mögliche Schotterstraßen für den Transport seien noch nicht eingerechnet. „Das addiert sich ratzfatz“, erläutert Neumann. Die von Pelgrim genannte Zahl sei korrekt. „Wir machen es auch für 150000 Euro“, sagt Lilli Fischer, nachdem sie sich den See extra angesehen hat. Ihr Sohn Albrecht vom Bauunternehmen Fischer in Enslingen habe schon den Finsterroter See ausgebaggert. Damals wurden 20000 Kubikmeter Schlamm herausgeholt – in etwa die Menge, die im Starki vermutet wird. Ihr zunächst „unverbindliches Angebot“ beziehe sich aufs Ausbaggern und Schlamm mit Schleppern auf Felder fahren, was die Stadt mit 450000 Euro einrechnet. Vielleicht ist das ein Ansatz für einegünstigere Lösung unter Mithilfe von Landwirten?Wie wichtig Bürgern der See ist, zeigt die Aktion von Hans Hafner. Er hat schon 3000 Euro Spenden gesammelt und Zusagen fürweitere 7000 Euro erhalten.
Steht die Finanzierung? „In weiten Teilen“ soll die Sanierung als ökologische Ausgleichmaßnahme für das geplante interkommunale Gewerbegebiet gewertet und dadurch finanziert werden. So präsentierte es OB Pelgrim den Stadträten (wir berichteten). Den Anstoß dafür hätte Werner Iländer von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt gegeben. Der Kreisumweltdezernent stellt aber auf Nachfrage klar: Seine Idee habe sich auf einen anderen Fall bezogen. Würde der See nicht wieder aufgestaut, könnte er als Ausgleichsfläche gelten – mehr Biotop als Badesee also. Mit den konkreten Planungen der Stadt möchte er „nicht in Verbindung gebracht werden“. Ob die von OB Pelgrim im Rat ins Spiel gebrachte Lösung als Ausgleichmaßnahme zähle, müsse man prüfen. Wichtig sei, dass sich der ökologische Zustand unter dem Strich verbessere.
Klappt es bis zum Sommer? Unter gewissen Vorbehalten – wie Witterung und die Abstimmung mit Behörden – hat OB Pelgrim im Gemeinderatin Aussicht gestellt, dass der See bis zum Sommer saniert werden könne.Werner Iländer erläutert, dass eine Umweltprüfung, bei der zuerst ein Gutachten erstellt werden muss, mindestens drei bis vier Monate dauert. Dabei würden Fragen geklärt: Wie kann man den ausgebaggerten Badebereich vom Rest trennen, damit der Schlamm nicht nachrutscht? „Vielleicht durch einen Damm?“, fragt Iländer. Tauchen schwierigere Fragen auf, sei ein größeres wasserrechtliches Verfahren vorgeschrieben, sagt er. Das dauere mehr als ein halbes Jahr. Bedenken hat auch Manfred Böhm, See-Gewässerwart des Fischereizuchtvereins: „Ich weiß nicht, ob der jetzige Damm eine 40-Zentimer-Erhöhung desWasserspiegels aushält.“ Für ihn stehe fest: „Eine Teilsanierung ist herausgeschmissenes Geld.“
Darf man wieder baden? Im Gemeinderat stellte OB Pelgrim klar: „Wir hatten in den vergangenen 30 Jahren rechtlich betrachtet keinen Badesee.“ Ein solcher naturnaher Weiher solle wiederhergestellt werden. Die Leiterin des Gesundheitsamts des Landkreises, Dr. Renate Lorenz-Lauermann, betont: „Wir haben das Badeverbot nach dem Fischsterben nicht ausgesprochen. Wir haben nur der Stadtverwaltung gesagt, was aus unserer Sicht richtig und wichtig ist.“ Würde der See saniert, könnte die Empfehlung verändert werden. Das müsste man prüfen.
Dass die vom Rat beschlossene Sanierung für die Wasserqualität „eine Verbesserung bringen wird“, davon geht Diplom-Geoökologe Martin Hofmann aus. Der Experte von „Gekoplan“ hatte ein Gutachten zur Seetherapie erstellt. „Es ist auch nicht schlecht, wenn man das Wasservolumen erhöht.“ Er meint aber: „Ideal wäre es, wenn man den ganzen Schlamm rausholt.“ Es sei schwer abzuschätzen, wie viel dieser zur Verschlechterung der Wasserqualität beitrage. Auch die Drainagen in Feldern, die Dünger in den See leiten, müssten umgebaut werden. Zudem schlägt er vor, Äcker in Seenähe in Wiesen zu verwandeln.
Tobias Würth
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 09.02.2009