Der verschlammte Starkholzbacher See soll abgelassen und ausgebaggert werden. Das hat der Gemeinderat im Dezember beschlossen. Doch ein aktuelles Gutachten zeigt: Damit ist es längst nicht getan.
Schwäbisch Hall. ??Sonst sind wir nicht so viele??, freute sich Ortsvorsteher Helmut Engel am Mittwoch. Etwa 30 Bibersfelder waren zur Sitzung des Ortschaftsrates ins Gemeindehaus gekommen - aus gutem Grund: Ganz oben auf der Tagesordnung stand der Starkholzbacher See, der wegen seines schlechten Zustandes - 30000 Kubikmeter Schlamm auf dem Grund, Fischsterben im Sommer 2007, unbeschränktes Badeverbot (wir berichteten mehrfach) - dringend saniert werden muss. Wie sollte eine solche Sanierung aussehen? Damit hat sich Martin Hofmann von ??Geko-Plan??, ein Büro für Naturschutz- und Landschaftsplanung in Oberrot, eingehend beschäftigt. Im Auftrag von Volker Ellsäßer, der beim Fachbereich Planen und Bauen unter anderem für das Gewässer zuständig ist, hat er ein Gutachten erstellt, das den Titel ??Seetherapie?? trägt - und deutlich macht, dass es mit Ablassen und Ausbaggern längst nicht getan ist. ??Wir haben zwei Probleme??, erklärte er den Bibersfeldern, ??der See ist verschlammt und der Nährstoffeintrag ist zu hoch.?? Der Schlamm werde von den umliegenden Äckern in das Gewässer gespült. ??Bei jedem Starkregen??, so Hofmann, ??haben wir von den drei umliegenden Äckern mindestens 80 Kubikmeter Bodenabtrag, der in den See wandert.?? Das Laub von den umliegenden Bäumen spiele dagegen nur eine kleine Rolle. So bedankte sich Ellsäßer zwar eingangs bei den Bibersfelder Bürgern und Vereinen für das ??ehrenamtliche Engagement beim Zurückschneiden des Gehölzes??, merkte aber an, dass die Blätter ??nicht unbedingt Ursache für die Verschlammung sind??. Die Zuführung von Nährstoffen, erklärte Hofmann in seinem Vortrag, liege an der Gülledüngung der seenahen Äcker und Wiesen sowie am Drainagewasser, das vollständig in den See laufe. Vor allem das enthaltene Phosphat begünstige das Algenwachstum. Die Folgen: Das Wasser wird trüb, die Fische sterben. ??Die Seetherapie gelingt in zwei Schritten??, erklärte Hofmann, ??Sanierung und Restaurierung.?? Zunächst müssten die Ursachen für die Verschlammung des Sees abgestellt werden - Hofmann präsentierte hierfür einen ganzen Maßnahmenkatalog, der von der Anlage einer Flachwasserzone mit Schilf-Röhricht bis zur Umwandlung der Ackerflächen in Grünland reicht. Als ??Restaurierung?? soll der See abgelassen und ausgebaggert werden - möglichst im Herbst 2008. Ist der Schlamm trocken, kann er auf die umliegenden Felder ausgebracht werden. Dann wird das Wasser wieder eingelassen. Ob all diese Maßnahmen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, ist allerdings fraglich. Zum einen müsste der Haller Gemeinderat eine weitere massive Austrockung der Haushaltsmittel beschließen - die bislang gewährten 400000 Euro reichen gerade mal aus, um den See abzulassen und auszubaggern. Verschiedene Förderanträge wurden laut Ellsäßer bereits gestellt, bislang jedoch ohne konkretes Ergebnis. Zum anderen müssten die Eigentümer der größtenteils landwirtschaftlich genutzten Flächen um den See davon überzeugt werden, ihre Äcker aufzugeben, die Düngung einzustellen und das Ausbringen des Schlammes zuzulassen. ??Die Anlieger sind mitentscheidend??, bringt es Ellsäßer auf den Punkt. Der Bibersfelder Ortschaftsrat und sein Vorsitzender Helmut Engel stehen jedenfalls geschlossen hinter dem Sanierungskonzept und wollen es ??auch zukünftig positiv begleiten??.
Jochen Hönnes
(c) SWP/Zeitungsverlag Schwaebisch Hall, 12.12.2007